(AZ) vom 26. Januar 2010
Von Wolfgang Wenzel

INTEGRATION “Kennenlern-Aktion” im Islamischen Gemeindezentrum steht weiter auf der Tagesordnung

WIESBADEN. Stärker zusammenarbeiten will die Freiwillige Feuerwehr mit dem Islamischen Kulturverein. Dabei sollen nicht nur Migranten für eine Mitarbeit gewonnen, sondern auch Vorbehalte abgebaut und die Integration gefördert werden. In Kostheim sei der Migranten-Anteil der Wehr wie in den anderen Stadtteilen niedrig. Ziel der Feuerwehr sei es, über Kostheim hinaus auch in anderen Vierteln mit hohem Migrantenanteil wie Sauerland und Westend Migranten für eine Mitwirkung bei den “Freiwilligen” zu begeistern.

Wegen der Uniformen gingen viele Ausländer auf Distanz zur Feuerwehr, weil sie die Wehr als Teilen von Militär oder der Polizei als verlängerten Armen des Staates betrachteten. Diese Organisationsform sei in anderen Ländern üblich, doch im Bundesgebiet nicht. Durch Unwissenheit entstünden Vorurteile und Vorwürfe wie die nach einem Brand in Ludwigshafen, die Wehr sei wegen der Türken extra spät ausgerückt. Die Einwanderer müssten das System Feuerwehr als eine bundesdeutsche Besonderheit erlernen, sagte der Chef der Berufsfeuerwehr, Harald Hagen. Den Migranten solle bewusst werden, dass die Feuerwehr “nichts Böses” sei, fügte der Leiter der Abteilung Katastrophenschutz der Berufsfeuerwehr, Karlheinz Hartenfels, an. In Vierteln mit hohen Einwanderer-Anteilen sei die Freiwillige Feuerwehr darauf angewiesen, von allen Menschen mitgetragen zu werden.

Die Kostheimer Wehr sei im Hinblick auf die Integration die “Speerspitze” unter den Freiwilligen im Stadtgebiet. Zusammen mit den Wehren in Erbenheim und Dotzheim bemühe sie sich engagiert um eine Mitarbeit von Migranten.

Kostheim habe einen Vorteil. Im Unterschied zur Innenstadt sei es leichter, wegen der Präsenz des Islamischen Gemeindezentrums Kontakt mit Marokkanern, Türken und vielen anderen zu finden. Die Feuerwehr wolle nicht nur Muslime gewinnen, sondern alle Gruppen für ihre Arbeit begeistern, ob sie nun Amerikaner, Ostaussiedler oder Südeuropäer seien. Am einfachsten funktioniere die Integration über die Jugendarbeit.

In Kostheim sondieren der Islamische Kulturverein und die Stadtteil-Feuerwehr seit einem Jahr die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit in Werkstatt-Gesprächen und Vortreffen. Das Klima sei “supergut”, sagte Karlheinz Hartenfels von der Berufsfeuerwehr. Eine für vorige Woche im Gemeindezentrum geplante “Kennenlern-Aktion” sei aber geplatzt, weil es der Kulturverein vergessen habe, für dieses Ereignis zu werben. Das Vorbereitungsteam um den Vorsitzenden Said Nasri habe so hervorragend gearbeitet, dass an einem Nachholtermin kein Zweifel bestehe.

Im Hintergrund der Initiativen steht ein Beschluss des Stadtparlaments, in dem die Feuerwehren zur Mitarbeit bei der Integration aufgefordert wurden. Die Zahl der Einwanderer sei in Kostheim sei groß, doch ihre Präsenz in der Einsatzabteilung der Stadtteilwehr sei sehr gering. Höchstens vier Aktive seien Migranten, sagte Karlheinz Hartenfels von der Berufsfeuerwehr, der das Projekt betreut. Die Jugendfeuerwehr habe einen größeren Anteil an Kindern von Einwanderern.

Die Jugendwehren seien bestimmende Faktoren in dem um eine konstante Einsatzstärke bemühten Feuerwehrverbund geworden. 90 Prozent der Aktiven in den Einsatzabteilungen der Freiwilligen Wehren kämen aus den Jugendabteilungen, sagte Feuerwehrchef Harald Hagen. Die absoluten Zahlen machten den Stellenwert der Nachwuchs-Gruppen deutlich. Die Zahl der Aktiven in den freiwilligen Wehren Wiesbadens betrage 600, die Zahl der Kinder in den Jugendabteilungen liege bei 300.