Kostheimer Jugendfeuerwehr übt gemeinsam mit Jugendrotreuz Mainspitze – Großbrand in der Nacht
Nachdem vor 7 Jahren der letzte Berufsfeuerwehrtag in Kostheim veranstaltet wurde, startete am letzten Samstag im Oktober, pünktlich um 07:30 Uhr die 25-Stunden-Schicht mit dem obligatorischen Antreten vor der Fahrzeughalle. 17 Jungen und Mädchen der Jugendfeuerwehr, sowie fünf Jugendrotkreuzer wurden von der Übungsleitung auf die zur Verfügung stehenden Fahrzeuge verteilt. Insgesamt waren vier Feuerwehrfahrzeuge und ein Krankentransportwagen eingesetzt. Neben den zwei eigenen Löschfahrzeugen und dem Mannschaftswagen musste auch das Jugend-Löschfahrzeug vom Stadtjugendfeuerwehrverband Wiesbaden besetzt werden.
Nach dem Frühstück, fand eine Unterrichtseinheit über das Thema Digital-Funk statt. Die Nachwuchskräfte werden den ganzen Tag mit der neusten Technik, die sich gerade in der Einführungsphase befindet, arbeiten.
Brandmeldereinlauf Firma SCA
Nach der ersten Unterrichtseinheit zum Thema Digitalfunk ging man über zu allgemeinen Grünarbeiten rund um das Gerätehaus. Doch das Unkraut rupfen wurde durch den ersten Einsatz unterbrochen. Gemeldet über eine reelle Melderauslösung durch die Wiesbadener Leistelle wurde ein Brandmeldereinlauf bei der Firma SCA gemeldet. Der komplette Nachwuchslöschzug samt DRK machte sich auf den Weg in das Papierwerk. Als man vor Ort eintraf wurde man von einem Bediensteten eingewiesen. Der aktive Meldebereich wurde abgesucht, da man nichts feststellen konnte, rückte man kurze Zeit später wieder ein.
Ölspur „An der Taunusbahn“
Viel Zeit zum Erholen gab es aber diesmal nicht. Während der Krankentransportwagen zu einer gestürzten Person gerufen wurde, musste eine größere Ölspur – imitiert durch Kakaopulver – in der Straße „An der Taunusbahn“ aufgenommen werden. Nachdem das „Öl“ mittels Bindemittel zusammengekehrt war, wurde die Straße abschließend mit einem Strahlrohr sauber gespritzt.
Als die Feuerwehrkameraden noch in den letzten Zügen mit der Straßenreinigung waren, gab es auch schon den nächsten rettungsdienstlichen Einsatz. In der Mathildenstraße hatte sich eine Frau bei Reinigungsarbeiten eines offenen Kamins den Unterarm verbrannt. Da die Vitalfunktionen der Frau ohne Bedenken waren, konnte man sich auf die fachmännische Versorgung der Wunde beschränken.
Feuer am Bürgerhaus
Pünktlich zur Mittagszeit wurde es erst einmal ruhiger. Die selbst zubereitete Stärkung in Form von Spaghetti konnte gemütlich zu sich genommen werden. Doch für eine ausgiebige Verdauungsphase blieb keine Zeit. Ein Anrufer meldete in der Übungsleitstelle neben einer starken Rauchentwicklung am Kostheimer Bürgerhaus auch mehrere gefährdete Personen. Umgehend wurde der Hausalarm ausgelöst und die Kräfte auf den Weg geschickt und zusätzlich die Drehleiter der Berufsfeuerwehr angefordert. An der Einsatzstelle begann man mit der Rettung der Verletzten und einem umfassenden Löschangriff. Die verletzten Personen wurden vom DRK versorgt und insgesamt 5 Strahlrohre unter Übungs-PA vorgenommen. Per Drehleiter wurde die Einsatzstelle von oben kontrolliert.
Hilfeleistung am Aussichtsturm
Kurz nachdem alle am Standort und die Fahrzeuge wieder einsatzbereit waren mussten die Jungsanis zum Kostheimer Aufsichtsturm ausrücken. Dort musste eine Person mit Anzeichen eines Herzinfarktes versorgt werden. Da sie auf der oberen Plattform lag und sicher zum Boden zu verbringen war, wurde ein Löschfahrzeug über die Übungsleitstelle nachgefordert. Mit dessen Unterstützung war die Verletzte schnell und sicher im KTW verladen.
Bevor eine weitere Unterrichtseinheit – Erste Hilfe – gestartet werden konnte, musste sich das Kleinalarmfahrzeug in Form des TSF-W, einem eingeklemmten Hund – ein niedliches Kuscheltier – annehmen. Im Bereich des Fähncheskreuzes war dies in einem Zaun eingeklemmt und musste befreit werden.
Verkehrsunfall mit mehreren Verletzten – OB Sven Gerich zu Besuch
Gerade in eine längere Freizeitphase platzte gegen 16:35 Uhr der nächste, größere Einsatz. Gemeldet wurde ein Verkehrsunfall zwischen zwei PKW in der Anton-Hehn-Straße. Da auch von mehreren verletzten Personen die Rede war, alarmierte die Übungsleitstelle neben den Feuerwehreinheiten direkt auch zwei Rettungsfahrzeuge. Als man vor Ort eintraf, musste zuerst die umfangreiche Lage erkundet werden. Bei einem Frontalunfall zwischen zwei Fahrzeugen, waren zwei Personen eingeklemmt und die jeweiligen Fahrer verletzt.
Da beide eingeklemmten bewusstlos waren, entschied man sich für eine Crashrettung. Die nur leicht verletzten Fahrer mussten in der ersten Phase nur betreut werden, während zusätzlich zu den Rettungsmaßnahmen noch der Brandschutz aufgebaut werden musste. Bei diesem Übungseinsatz konnte ein ganz besonderer Gast begrüßt werden – Oberbürgermeister Sven Gerich, selbst einmal Feuerwehrmann in Biebrich, machte sich ein Bild über den Leistungsstand der Nachwuchskräfte.
Mülltonnenbrände
Noch bevor zum Abendessen übergegangen werden konnte, musste mit den Löschfahrzeugen erneut ausgerückt werden. Innerhalb kürzester Zeit bekam die Übungszentrale zwei brennende Mülltonnen gemeldet, eine in der Nähe der Krautgartenschule, die andere im Siebenmorgenweg. Beide Brände konnten durch die Vornahme je eines Strahlrohres gelöscht werden.
Der Abend verlief deutlich ruhiger. Nach dem Abendessen wurde gemeinsam ein Film angeschaut. Nur die San-Besatzung musste noch einmal auf die Maaraue ausrücken. Hier war eine verletzte, hilflose Person vorgefunden worden, die nicht nur unter deutlichen Alkoholeinfluss stand sondern zusätzlich noch aggressiv gegenüber den Helfern auftrat. Nur unter erschwerten Bedingungen konnte die Person letztendlich versorgt werden.
Um kurz nach Mitternacht lief der nächste Einsatz in der Übungsleitstelle ein. Mindestens eine Person wurde in Höhe des Kostheimer Rudervereins auf der Maaraue vermisst. Nachdem Beleuchtungsgerät aufgebaut war, wurde eine Kette gebildet und der Bereich großflächig abgesucht. Bevor aber alle Vermissten aufgefunden und dem Rettungsdienst übergeben werden konnten, brachen die Verantwortlichen den Übungseinsatz aufgrund des strömenden Regens vorsichtshalber ab.
Großbrand auf dem ehemaligen Linde-Werksgeände
Im Gerätehaus kehre nun endgültig Ruhe ein. Es war alles leise und in den Feldbetten schliefen Jugendliche, die einen anstrengenden, aber abwechslungsreichen Tag hinter sich hatten. Als um kurz nach halb fünf in der Früh das Licht anging und der Gong ertönte, dauerte es bei einigen schon eine gewisse Zeit, bis sie realisiert hatten, wo sie sich gerade befanden. Doch die Müdigkeit war schon bald wie weggeblasen. Die hell leuchtenden Alaramtableaus signalisierten alle Fahrzeuge besetzen und die Durchsage kündigte einen Großbrand in der Kostheimer Landstraße an. Schon auf der Anfahrt wurden vereinzelt die Augen deutlich größer – heller Feuerschein wies den Anrückenden Kräften den Weg.
Als man auf das Werksgelände einbog, sah man regelrecht auf ein kleines Inferno. Auf dem Vorplatz des Firmengebäudes standen drei Stapel mit insgesamt knapp 300 Holzpaletten in hellem Feuerschein. Um der Aufgabe Herr zu werden teilte man sich auf. Während das LF 10 / 10 direkt mit der Brandbekämpfung und Absicherung des benachbarten Gebäudes begann, wurde von der Mannschaft des LF 16 – TS zusammen mit dem TSF-W eine aus 13 B-Schläuchen (ca. 260 Meter) bestehende Wasserversorgung aufgebaut.
Als diese sichergestellt war, wurden weitere Rohre vorgenommen. Insgesamt kamen sechs Hohl- und Mehrzweckstrahlrohre zum Einsatz. Auch wenn der jüngste Brandschützer gerade mal 11 Jahre alt war, wurde das Feuer vorbildlich und schnell gelöscht.
Die Nachlöscharbeiten wurden ebenso gründlich durchgeführt wie bei den „Großen“ – keiner wollte ein erneutes Aufflammen des Feuers. Ein gespielter, verwirrter Firmenangehöriger wurde vom Jugendrotkreuz „eingefangen“ und behandelt. Nach zwei Stunden waren auch die Nachlöscharbeiten beendet und man konnte den Rückbau der eingesetzten Schlauche und Geräte starten. Gegen sieben waren alle Fahrzeuge wieder im Gerätehaus und mit frischen Schläuchen bestückt.
Kurze Zeit später ertönte erneut der Gong. Doch während viele an den nächsten Einsatz dachten, war es nur der Schlussgong für einen äußerst außergewöhnlichen und interessanten Tag der trotz seiner insgesamt 25 Stunden wie im Flug vergangen war.
Bei dem abschließenden Frühstück, bei dem einige der Eltern teilgenommen haben, wurden erste Bilder sowie einige Videos präsentiert. So manches Schmankerl wurde erzählt und die Eltern waren erstaunt über den Ehrgeiz, den ihre Zöglinge in Verbindung mit ihrem Hobby – ob Jugendfeuerwehr oder Jugendrotkreuz – an den Tag legten.
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