(AZ) vom 15. Februar 2008
Von Wolfgang Wenzel / Fotos: HBZ, Stefan Sämmer

Feuerwehr rettet Menschen mit der Drehleiter vom Dach / Neun Bewohner im Krankenhaus

Rettungsdienste hatten zahlreiche Wagen nach Kastel geschickt, um den aufgelösten Bewohnern zu Hilfe zu kommen. Der Philippsring war großräumig abgesperrt, um den Sanitätern und Notärzten einen ungestörten Einsatz zu ermöglichen.  FOTO: hbz / Stefan Sämmer

Rettungsdienste hatten zahlreiche Wagen nach Kastel geschickt, um den aufgelösten Bewohnern zu Hilfe zu kommen. Der Philippsring war großräumig abgesperrt, um den Sanitätern und Notärzten einen ungestörten Einsatz zu ermöglichen. FOTO: hbz / Stefan Sämmer

KASTEL Beim Brand einer Wohnung in der überwiegend mit Flüchtlingen belegten alten Kaserne am Philippsring sind gestern Abend neun Bewohner, darunter sieben Kinder, verletzt worden. Sie kamen in Krankenhäuser nach Wiesbaden und Mainz.

Vom Korb der ausgefahrenen Drehleiter aus löschte die Feuerwehr die Flammen, die hoch aus den Fenstern der Wohnung im dritten Stock schlugen. FOTO: hbz / Stefan Sämmer

Vom Korb der ausgefahrenen Drehleiter aus löschte die Feuerwehr die Flammen, die hoch aus den Fenstern der Wohnung im dritten Stock schlugen. FOTO: hbz / Stefan Sämmer

Das Feuer brach am frühen Abend kurz vor 19 Uhr aus. Als die Feuerwehr eintraf, schlugen die Flammen meterhoch aus den Fenstern. Zahlreiche Bewohner hatte sich selbst ins Freie gerettet und verfolgten das Geschehen aufgelöst von der Straße aus, über die sich ein Funkenregen ergoss. Mehrere Menschen hatten sich auf das Dach geflüchtet, andere riefen aus einer Nachbarwohnung laut um Hilfe, bis die Feuerwehr kam und sie über die Drehleiter rettete. Weitere Bewohner, die Fluchthauben bekamen, wurden von Feuerwehrleuten durch das verqualmte Treppenhaus ins Freie geführt.
Inzwischen wurde klar, dass offenbar drei zündelnde Kinder den Brand verurscht haben. sie hatten in einer leer stehenden Wohnung Wasserpfeife geraucht und Papierreste angezündet.
Den Brand hatten die Berufsfeuerwehr sowie die Freiwillige Feuerwehr aus Kastel rasch unter Kontrolle. Während der Löscharbeiten spielten sich auf dem Philippsring dramatische Szenen ab. Rund 200 Menschen verfolgten den Einsatz, sie riefen laut, waren vom Schrecken gezeichnet und von Gefühlen überwältigt. Ein Mann erklomm die Drehleiter und wollte zu den Feuerwehrleuten nach oben in den Korb klettern, um ihnen den Weg zu möglicherweise von den Flammen eingeschlossenen Bewohnern zu zeigen. Menschen schrien verzweifelt, eine Syrerin rief laut und wollte hoch in die brennende Wohnung, wo sie ihre Familienangehörigen vermutete, wurde aber von Polizei und Feuerwehr zurückgehalten. Manchen Nachbarn kam der Zufall zur Hilfe, dass sie überhaupt von dem Feuer erfuhren. Ein Mann aus dem Kosovo wollte es zunächst nicht glauben, als seine Tochter rief: “Papa, da brennt ein großes Feuer.” Beim Blick aus dem Fenster seiner im Dachgeschoss dicht über den brennenden Zimmern liegenden Wohnung sei ihm der Ernst der Lage bewusst geworden, sagte der Mann. Da habe er das Gebäude zusammen mit anderen Bewohnern, die von den Nachbarn alarmiert worden seien, auf dem schnellsten Weg verlassen. Den Philippsring hatte die Polizei gesperrt, um Feuerwehrleuten und Rettungsdiensten ein ungestörtes Arbeiten zu ermöglichen. Blaulichter durchzuckten die nächtliche Szene.
In der ehemaligen Kaserne hatte die Stadt zahlreiche Wohnungen gemietet, um Flüchtlinge mit Duldungsstatus unterzubringen, die nicht abgeschoben werden können. Nach einem Zwischenfall im vorigen Jahr, bei dem ein großes Fenster aus der Verankerung gefallen und auf ein Bett gestürzt war, wurden die Wohnungen gekündigt und die Flüchtlinge angehalten, sich mit Hilfe der Stadt selbst um Wohnraum zu bemühen.

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Anmerkung: Entgegen des Artikels war ja wie bekannt auch unsere Feuerwehr – und das mit knapp 20 Einsatzkräften – an den Löscharbeiten beteiligt.