Als am Mittwoch, den 12. Januar um 16:25 Uhr die Meldeempfänger der Kostheimer Einsatzabteilung ausgelöst wurden, dachten die wenigsten daran, dass ihnen ein Einsatz bevor steht, der statistisch gesehen der längste seit Jahrzehnten sein wird. Grund für die Alarmierung war die Anordnung des Regierungspräsidiums in Darmstadt, entlang des Mains Deichkontrollen einzurichten.
Hochwasser Januar 2011Durch die vergangene Schneeschmelze und die zum Teil ergiebigen Niederschlagsmengen, führten die Flüsse in der Region schon einige Tage Hochwasser. Ein deutliches ansteigen der Wasserpegel wurde für die kommenden Tage vorhergesagt. Entlang des Mains befindet sich auf Kostheimer Gemarkung eine etwa 3 Kilometer lange Deichanlage, die es galt fortan in regelmäßigen Abständen zu überwachen.

Nach der Erstalarmierung wurde mit allen Einsatzkräften eine Erstsichtung des Deiches durchgeführt. Hierbei wurden keinerlei Auffälligkeiten, außer einem etwas größeren Hasenbau auf der Landseite in Höhe des Reiterhofes, entdeckt. Aufgrund der ersten Absprache mit dem zuständigen Lagedienst der Berufsfeuerwehr, wurde ein Schichtplan aufgestellt, der einen 2-stündigen Deichkontrolllauf von je zwei Kameraden vorsah.
Deichwache am Maindamm Kostheim - 15.01.11Da im Laufe der Nacht keine weiteren Problemstellen hinzukamen und der Wasserstand nicht so stark anstieg wie zuerst vermutet, konnte nach einer Lagebesprechung auf der Feuerwache 2 die Zeitspanne zwischen den einzelnen Deichkontrollen deutlich vergrößert werden. Ab Freitag erfolgten die Deichläufe im 8-stündigen Abstand, je um 5 Uhr, 13 Uhr und 21 Uhr. Für jede dieser Kontrollen waren 2 Kameraden eingeteilt, die hierfür je etwa zwei Stunden zu laufen hatten. Im Verlaufe der Einsatzzeit wurden bei regelmäßig stattgefundenen internen Einsatzbesprechungen die Schichtpläne für die kommenden Tage aufgestellt.

Höchststände am Wochenende
Am darauffolgenden Wochenende, erreichten die Wasserstände ihre Höchststände. Seitens des Deichzustandes hatte sich glücklicher Weise keine Verschlechterung ergeben, lediglich die Zufahrtsstraßen im Bereich des Bruchstückes waren durch ansteigendes Grundwasser überschwemmt. Somit musste vom MTF als Einsatzfahrzeug auf das deutlich höher gebaute und geländegängige LF 10/6 umgestiegen werden.
Undichte Spundwand Rosengasse - 15.01.11Im Bereich der Rosengasse drückte sich zusätzlich Wasser durch eine speziell errichtete Spundwand. Hier musste das Wasser abgepumpt und die undichten Stellen an den Seiten der Wand mit Sandsäcken abgedichtet werden. Die Maßnahme verhinderte zwar nicht komplett dass durchdrücken des Wassers, es war jedoch nicht mehr so viel, dass ein gelegentliches Abpumpen des Wassers mit einer handelsüblichen Tauchpumpe durch Anwohner ausreichte.

Pegelverlauf Main – Raunheim

Hochwasser Januar 2011

Pegelverlauf Rhein – Mainz

Hochwasser Januar 2011

Viele “Schaulustige”
Hochwasser Januar 2011Am Sonntag stand in Kostheim das Wasser dann so hoch, dass keine Zufahrt auf die Maaraue mehr möglich war und die Schwäne direkt am Weinprobierstand gefüttert werden konnte. Viele “Schaulustige” nutzen die Gelegenheit um sich dass Ausmaß des Hochwassers einmal anzuschauen.
Hochwasser Januar 2011 Was im Ortskern, auf befestigten Straßen nicht ganz so gefährlich ist, bedeutet beim Begehen eines im Hochwasser stehenden Deiches schon eine höhere Gefahr. Bei den aufgeweichten Deichseiten ist es selbst einem Feuerwehrkameraden passiert, dass er im Matsch versank und nur mit Hilfe mehrerer Kameraden wieder herausgezogen werden konnte.

Trotz sinkender Pegel weiter kontrolliert
Obwohl die Wasserstände nach dem Sonntag deutlich abfielen, wurde seitens des RP Darmstadt weiter die Dringlichkeit gesehen, die Deichkontrollen aufrecht zu erhalten. Erst als der Main sich wieder in sein gewohntes Flussbett zurückgezogen hatte, wurde am Donnerstag, den 20. Januar um 12:47 Uhr der Einsatz nach 188 Stunden und 22 Minuten beendet. Bei dem am Freitag folgenden Übungsdienst wurden alle Fahrzeuge wieder auf Vordermann gebracht und die nicht mehr benötigten Sandsäcke von der Rosengasse auf die Feuerwache 2 gefahren.

Der Hochwassereinsatz in Zahlen:

Einsatzdauer: 7 Tage, 20 Stunden und 22 Minuten
Einsatzstunden: 300 Stunden auf 21 Einsatzkräfte verteilt
Deichläufe: 30
abgelaufene Kilometer: etwa 200km
eingesetzte Fahrzeuge: MTF, LF10/6, Feuerwehr-Motorrad (BF)
interne Einsatzbesprechungen: 5


Hochwasser Januar 2011

– Vielen Dank an Wiesbaden112.de, für die zur Verfügungstellung von diversem Bildmaterial –